Es war ein Akt der Selbstentmachtung, für den einige Mitglieder des ehrwürdigen Londoner »Athenaeum Club« vor sechs Jahren plädierten. Die marmornen Hallen am Waterloo-Platz, wo Frauen zuvor nur in Gestalt von Dienstboten und antiken Göttinnen geduldet waren, sollten den Damen geöffnet werden. Doch die Herren sind, anders als ihre Kollegen vom profanen Rotary Club, noch einmal davongekommen. Das Eindringen der Damen scheiterte, die erforderliche Zweidrittelmehrheit der Mitglieder kam nicht zustande. Die Frauen, als Gäste dem Club seit willkommen, bleiben verbannt in den Seitenflügel. Es handelte sich dabei um eine rein männliche Angelegenheit. Die Liebe des Offiziers gehörte dem Vaterland und seinen Kameraden. Doch auch der Leutnant, im Zivilleben vor Übergriffen der Weiblichkeit keineswegs sicher, hätte nur neidvoll auf seinen melanesischen Geschlechtsgenossen schielen können, dem es gelungen war, noch die ureigenste Angelegenheit der Frauen zu übernehmen, wenigstens gedanklich. Fortpflanzung ist für die Anga in Neuguinea Männersache. Dazu geben die Älteren, nach einem besonderen Ritual und meist durch Fellatio, ihren Huren Seine Waffe Zum Ausdrucken an die Jüngeren weiter. Erst die kontinuierliche »Ernährung« der Knaben mit männlicher »Substanz« macht aus ihnen Männer. Katalog, Seiten; 15 Mark. Der Club, schrieb im Die beiden Ethnologinnen Gisela Völger und Karin von Welck haben über tausend Exponate zusammengetragen, Paraphernalien männlichen Vereinigungsdranges: Masken der Pueblo-Indianer und die Gürtelschnalle der »Deutschen Jungenschaft 1. Das Motto Huren Seine Waffe Zum Ausdrucken Kölschen Männerbündelei stammt von Konrad Adenauer: »Meer kenne uns, meer helfe uns. Es ist ein Phänomen, das, allen Völkern vertraut, seine vollkommene, nämlich mörderische Wirkung erst entfalten konnte, als die Deutschen sich seiner annahmen. Der Ethnologe Heinrich Schurtz brachte zu Beginn des Jahrhunderts auf den Begriff, wofür es in keiner anderen Sprache ein Äquivalent gibt. Das Weib, bestimmte Schurtz kurz und bündig, ist »der Hort aller Gesellschaftsformen, die aus der Vereinigung zweier Personen verschiedenen Geschlechts hervorgehen, der Mann dagegen der Vertreter aller Arten des rein geselligen Zusammenschlusses und damit der höheren sozialen Verbände«. Die Kölner Ausstellung will die patriarchalisch-männerrechtliche Tradition erhellen, die in den Bünden sich konzentrierte und im Nationalsozialismus auf die Spitze getrieben wurde; das hat Klaus Theweleit in seinen »Männerphantasien« analysiert. Im Materialienband ist die Männerbund-Ideologie von der wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus dokumentiert, auf Exponate zum Dritten Reich haben die Ausstellerinnen verzichtet. Sie wollen die »bei aller Verschiedenheit vorhandene Grundstruktur« des Phänomens »Männerbund« herausarbeiten. Ihr vorrangiger Daseinszweck ist Machtgewinn, Machterhalt. Das gilt für die Männergesellschaft im klassischen Griechenland ebenso wie für die katholische Kirche; aber auch für die zu Beginn des Jahrhunderts in Amerika entstandenen, der Wohltätigkeit und dem Steuervorteil verpflichteten Rotary und Lions Clubs. Frauen, Juden und Philister seien zu einer »christlichdeutschen Tischgesellschaft nicht zugelassen«, dekretierte der Romantiker Achim von Arnim. Etwas über hundert Jahre später verbannte Meister Stefan George seinen Jünger Friedrich Gundolf aus seinem Kreis, weil dieser geheiratet hatte. Das ist zumeist allerlei Okkultes, Pseudo-Religiöses, das sind Legenden und Sagen über Ursprung und Entstehung des Bundes. Über die Londoner »Society of Dilettanti«, deren Mitglieder die Antike wiederbeleben wollten, schrieb Horace Walpole »The nominal qualification for membership is having been in Italy and the real one is being drunk. Männlicher Tugend pflegen die Mitglieder sprachlich Ausdruck zu geben; während der Gentleman harmloser Donquichotterie frönt und den Speiseraum Kaffeezimmer nennt, liebt es der Burschenschaftler deftiger: »Von dem Boden an den Hoden, von dem Hoden an den Nabel, von dem Nabel an den Schnabel, von dem Schnabel in den Schlund. Eine Tür weiter thronen auf langen Stangen Prinz, Bauer und die männliche Jungfrau, das Kölsche Dreigestirn: Puppen des Hännesche-Theaters. Um die Macht der Bundes-Genossen zu begreifen, genügt es jedoch nicht, den Mechanismus dieser Macht zu durchschauen. Der Männerbund - ein Mummenschanz: Nichts aber wären die unheimlichen Brüder ohne die Blicke der Frauen. Und, fataler noch, für den, der den Materialienband nicht zur Hand hat, verraten all die imposanten Machtinsignien und Mordinstrumente kaum, welche Rolle der Männerbund durch seine beispiellose Ideologisierung in Deutschland spielte. Der antifeministische, antibürgerliche Impetus des Blüherschen Werks, das, wissenschaftlich verbrämt, das Weib und die Familie zu Räubern männlicher Kraft stempelte, traf auf fruchtbaren Boden; gerade bei den rechten Männern. Die Männerbund-Ideologie kam dem Bedürfnis nach kollektiven, »natürlichen« Bindungen entgegen. Sie legitimierte und disziplinierte die mystischen und aggressiven Neigungen der Zeitgenossen, Huren Seine Waffe Zum Ausdrucken dem sie ein simples Freund-Feind-Schema schuf: Dem heroischen Mann stand das triebhafte, das demokratische Weib gegenüber. Ihre volle Wirkung konnten diese obskuren Thesen nach dem Ersten Weltkrieg entfalten, nicht nur unter den ehemaligen Frontkämpfern und den Freikorps-Angehörigen, sondern gerade unter denen, die, geboren zu der Zeit, als Schurtz' Buch erschien, und nicht mehr an die Front geschickt, sich als die »Zuspätgekommenen« empfanden. Die Jugendbewegung, aus neoromantischer Zivilisationskritik entstanden, entwickelt sich in der Weimarer Republik zu einer Jungenbewegung. Die »Bacchanten« und »fahrenden Scholaren« der wilhelminischen Zeit konnten noch Mädchen beim Wandern dulden. Der »Wandervogel-Wehrbund« der zwanziger Jahre ist eine gut organisierte Truppe künftiger Soldaten, ausgebildet und gedrillt meist von Wandervögeln der Kaiserzeit, die im Schützengraben die Volksgemeinschaft bereits erlebt hatten. Vier Jahre später gründete er die »Deutsche Jungenschaft vom 1. Ein Jahr später floh Tusk aus Deutschland.
Die Stanislaskis - Teil 4-6
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Armes Ding
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